Stuttgart ist ein Autostädtle und liegt bei Pkw-Dichte bundesweit auf Platz 369
Kraftfahrzeuginnung: Pkw-Bestand wird immer schadstoffärmer
Wolfsburg nennt sich „Die Autostadt“ und ist auch eine: 1.111 Pkw kommen hier auf 1.000 Einwohner. „Stuttgart ist in diesem Vergleich höchstens ein Autostädtle“, sagt Obermeister Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart: „Laut Bestandsanalyse des Kraftfahrt-Bundesamtes kommen hier 485 Pkw auf 1.000 Einwohner. Das ist in einer Bundesliga der Pkw-Dichte Platz 369 von 400 bundesweit ausgewerteten Stadt- und Landkreisen und Stadtstaaten. Alle Landkreise in der Region haben eine höhere Pkw-Dichte: Der Kreis Böblingen liegt mit 657 Pkw je 1.000 Einwohner regional an der Spitze: „Das“, sagt Christian Reher, der Geschäftsführer der Kraftfahrzeuginnung, „ist keine Überraschung. Denn das gilt seit jeher: Je ländlicher die Region, desto höher der Pkw-Bedarf.“ Die Ausnahme sind Standorte, an denen Autos produziert werden, wie Wolfsburg oder Ingolstadt (Platz 3). Oder der Kreis Böblingen (bundesweit Platz 109). Und Stuttgart ist davon wiederum die Ausnahme. „Das“, schätzt Reiner Äckerle, der Pressesprecher der Innung, „liegt vermutlich daran, dass Menschen, die beim Daimler oder bei Porsche schaffen, lieber im Grünen als in der Stadt wohnen.“
Der Pkw-Bestand im Region Stuttgart wächst derzeit im Jahresvergleich das, ergibt sich aus den Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes: 608 Pkw pro 1.000 Einwohner waren es am 1. Januar 2020. 611 Pkw pro Einwohner waren es 2021: Das ist in der Bestandsanalyse für 2021 nachzulesen, die das Kraftfahrt-Bundesamt jetzt veröffentlicht hat. Danach betrug zum Stichtag 01.01.2021 der Pkw-Bestand in der Region Stuttgart exakt 1.674.694 Fahrzeuge. Macht einen Zuwachs von 0,73 Prozent: ''Das ist nicht die Welt, aber wenigstens haben wir stabile Verhältnisse'', sagt Reiner Äckerle, der Kreisvorsitzende der Innung.
Diesel, Benziner, Gas, Elektro (inklusive Hybride). Das ist die Auswahl, nach der das KBA den Pkw-Bestand derzeit unterteilt. Die Verbrenner führen, Elektroautos führen noch ein Nischendasein und Lastenräder oder E-Bikes können dem Auto den Platz als Mobilitätsmittel Nummer 1 nicht streitig machen, wie die Zahlen zeigen. Die Entwicklung von 2020 bis 2021 sieht so aus: Verglichen mit dem Vorjahr ist die Zahl der Benziner in der Region Stuttgart von 1,127 Millionen Pkw auf 1,129 Millionen Pkw gestiegen. Das Plus von 1.841 Fahrzeugen in dieser Gruppe entspricht einer Zunahme von 0,99 Prozent. Bei den Dieseln ist die Zahl von 486.549 auf 463.853 Pkw geschrumpft. Das Minus von 22.696 Diesel-Pkw entspricht einer Abnahme von 26,88 Prozent. Zu den 17.537 Elektroautos (Vorjahr: 8.728 / Zuwachs plus 100,9 Prozent) kamen noch 52.233 Hybride, die den Vorteil haben, dass sie nicht stromlos liegenbleiben können. Vor einem Jahr waren es noch 28.084 gewesen. Prozentual liegt der Zuwachs bei 86,0 Prozent.
Damit sind in der Region Stuttgart 67,46 Prozent der Pkw Benziner, 27,70 Prozent haben einen Dieselmotor und nur der Rest von rund 4,84 Prozent ist mit anderen Motorarten oder Treibstoffen unterwegs. Gasautos sind ein Nischenprodukt. Obwohl die 11.002 Gasautos (Vorjahr: 10.997) vor allem in der Erdgasvariante durchaus Schadstoffvorteile haben.
''Der Autobestand wird durch die laufende Erneuerung immer schadstoffärmer, selbst wenn der eine oder andere Oldtimer unterwegs ist'', sagt Christian Reher: Binnen eines Jahres sind in der Region Stuttgart beispielsweise 1.639 Pkw der alten Euro-1-Norm und weitere 11.154 der Euro-2-Norm sowie 12.292 der Euro-3-Norm aus dem Verkehr gezogen worden. Macht zusammen 25.085 Fahrzeuge dieser Schadstoffklassen weniger. Die Zahl der Pkw mit Euro-4-Motoren hat sich um 27.197 auf 352.590 verringert. Der Gesamt-Pkw-Bestand wuchs um 12.076 Pkw, das heißt, alle verschwundenen Altfahrzeuge wurden durch Neu- oder modernere Gebrauchtfahrzeuge ersetzt.
Und da keiner gezwungen wird, Auto zu fahren, scheint es wohl einen Bedarf zu geben, den Fahrräder, E-Bikes oder der ÖPNV nicht befriedigen können'', sagt Obermeister Torsten Treiber: ''Ein Trend weg vom Auto ist in der Region nicht zu erkennen, nicht einmal in Stuttgart. Allerdings zeigt der bundesweite Vergleich, dass die Menschen sehr gut einschätzen können, welches Mobilitätsmittel sie einsetzen. Aber ohne Auto kommt kaum ein Haushalt aus.'' Das werde sich auch durch ''die Nahverkehrsabgabe nicht ändern, die die grün-schwarze Landesregierung plant'', ist sich Torsten Treiber sicher: ''Der Mobilitätspass'' ist für ihn ''politischer Schönsprech hinter dem sich schlicht eine weitere Erhöhung der Mobilitätskosten verbirgt, die nach den jetzt vom Ministerium vorgelegten Zahlen zwischen zehn und 57 Euro liegen wird.'' Bei 30 Euro pro Auto und Monat wären das allein in Stuttgart 111 und in der ganzen Region über 600 Millionen Euro, die die Kommunen kassieren sollen. Wobei das nur eine Schätzung ist, denn ein konkreter Gesetzentwurf liegt ja noch nicht vor. Treiber: ''Aber darauf, dass am Ende die Autofahrenden zahlen sollen, können wir wohl wetten.''