Pkw-Neuzulassungen 2021 sind um 17,6 Prozent eingebrochen, Pkw-Bestand nur leicht gesunken
Über 127.000 Pkw sind 2021 in der Region Stuttgart neu zugelassen worden. Freude kommt deswegen beim Autohandel aber kaum auf: „Das ist gegenüber den Coronajahr 2020 ein Rückgang von über 27.000 Pkw oder 17,6 Prozent. Im Vergleich zu 2019, dem letzten normalen Autojahr vor Corona, beträgt das Minus fast 70.000 Neuzulassungen, besser lässt sich nicht beschreiben, wie katastrophal das Autojahr 2021 für unsere Betriebe war“, sagt Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart. Die Innung schätzt die damit verbunden Umsatzverluste im Vergleich zu 2020 auf insgesamt bis zu 800 Millionen Euro. In Stuttgart allein liegt der Rückgang laut Zulassungsstelle bei 8.304 Pkw-Neuzulassungen (ebenfalls -17,6 Prozent). In den 127.000 Pkw sind über 19.000 Neuzulassungen von Batterie-E-Autos (BEV) enthalten. Noch attraktiver waren nach den Zahlen der Zulassungsstellen Plugin-Hybride: von denen wurden rund 23.000 neuzugelassen. „Diese Zahlen zeigen auch, dass die Rechnung der alten Bundesregierung nicht aufgegangen ist, mit der E-Autoprämie den Autoabsatz entscheidend anzukurbeln“, sagt Christian Reher, der Geschäftsführer der Innung: „Dazu kommt, dass durch Chipkrise und Produktionsausfälle nicht einmal die bestellten Fahrzeuge ausgeliefert werden konnten. Das schlug auf den Gebrauchtwagenmarkt durch, die Besitzumschreibungen gingen um 14.500 oder 6,3 Prozent zurück. Außerdem schätzen wir, dass sich viele Menschen angesichts der eher verwirrenden politischen Diskussion dafür entschieden haben, einfach ihre bisherigen Autos weiterzufahren, bis klar ist, wohin die Reise technisch geht“. Das schließt die Innung unter anderem daraus, dass der Bestand an Pkw in der Region mit 1,66 Millionen Fahrzeugen am Jahresende 2021 nur um rund 2.700 niedriger lag als vor einem Jahr.
Von der E-Auto-Nachfrage hat sich die Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart angesichts der staatlich ausgeschütteten Prämien mehr erhofft, sagt Obermeister Torsten Treiber: „Insgesamt wurden in der Region 19.391 E-Autos neu zugelassen. Zum Jahreswechsel wurde ein Bestand von 32.452 E-Pkw erreicht. Damit ist erst rund jedes 50-ste Auto ein E-Auto.“
Bei den Plugin-Hybriden sind die Zulassungszahlen ein bisschen höher: „Aber auch 22.984 Neuzulassungen sind noch nicht der erhoffte Durchbruch“, sagt Christian Reher. Zumal der Bestand nur um rund 15.800 auf knapp 36.600 gewachsen ist: „Da sind Tausende von Pkw schon wieder aus der Region verschwunden. Auch die Plugins sind mit einem Anteil von 2,2 Prozent leider immer noch eher ein Nischenprodukt.“ Ausgehend von den Neuzulassungen schätzt die Innung, dass rund 220 Millionen Euro an Bundesprämien in die Region geflossen sind. Die Herstellerprämien sind da nicht mitgerechnet.
Prozentual den höchsten Zuwachs im Bestand gab es bei den E-Autos mit 102,2 Prozent im Kreis Esslingen (+3.064 Pkw). Der Kreis Göppingen liegt auf Platz zwei: 96,5 Prozent Zuwachs (+1.048 Pkw). Knapp dahinter mit 99,4 Prozent Zuwachs liegt der Rems-Murr-Kreis (+2.055 Pkw). Platz 4 geht an den Kreis Böblingen mit 84,1 Prozent (+2.800 Pkw). Der Kreis Ludwigsburg folgt mit 81 Prozent (+3.064 Pkw). Schlusslicht beim Zuwachs ist Stuttgart, dass zwar mit 8.311 E-Autos den höchsten Bestand in der Region hat, aber mit 62,4 Prozent Zuwachs (+3.193 Pkw) im Vergleich deutlich schwächelt. „Wir wollen nicht hoffen, dass das erste Anzeichen für eine kommende Nachfrageschwäche sind“, sagt Obermeister Torsten Treiber mit Blick auf 2022. Bundesweite lag die Steigerungsrate bei den E-Autos bei laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bei 83,3 Prozent.
Bei den Plugin-Hybriden hat der Kreis Göppingen den Vogel abgeschossen: 129,1 Prozent Zuwachs (+1.166 Pkw). Auf Platz zwei liegt mit 117 Prozent Zuwachs der Rems-Murr-Kreis (+2.065 Pkw). Der Kreis Ludwigsburg folgt mit 108,5 Prozent (+2.864 Pkw). Auf Platz 4 liegt mit 101,4 Prozent der Kreis Esslingen (+2.630 Pkw). Vorletzter beim Zuwachs an Plugin-Hybriden ist Stuttgart, dass zwar auch hier mit 11.879 E-Autos den höchsten Bestand in der Region hat, aber nur noch 55,3 Prozent Zuwachs (+4.230 Pkw). Letzter in dieser Liga ist der Kreis Böblingen mit 53,8 Prozent (+2.842 Pkw). Bundesweit lag die Steigerungsrate laut KBA bei 62,3 Prozent.
„Verblüffend“, nennt Obermeister Torsten Treiber, dass in der Region die Vollhybrid-Pkw (also E-Fahrzeuge, die nicht gefördert werden, weil sie nicht von außen aufgeladen werden können) mit über 44.000 Pkw im Bestand vor den anderen E-Autos liegen. „Allerdings lag der Zuwachs hier bei 39,6 Prozent. Die anderen E-Autos holen also auf.“ Für die Innungsbetriebe sei das eine gute Nachricht: „Wir brauchen 2022 wieder deutlich mehr Zuwachs bei den Neuzulassungen. E-Autos sind uns da genau so lieb, wie alle anderen Antriebsarten. Entscheidend ist vor allem für welche Fahrzeugarten sich die Firmen in der Region entscheiden, denn zwei Drittel der Neuzulassungen haben wir im gewerblichen Bereich. Und natürlich muss da die Liefersituation besser werden. Da sind allerdings die Hersteller gefordert, nicht der Handel. Wir können nur ausliefern, was geliefert wird.“