Massiver Einbruch bei den Pkw-Neuzulassungen in der Region Stuttgart
Kraftfahrzeuginnung: Pkw-Nachschub fehlt
Kalte Dusche für die Autohäuser in der Region: „Die Pkw-Neuzulassungen sind in der Region Stuttgart um 36,6 Prozent eingebrochen“, fasst Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart die Auswertung der Juli-Zahlen zusammen: „Fast 6.500 Neuzulassungen fehlen in diesem Monat in unseren Betrieben. Das ist ein Minus von 36,6 Prozent.“ „Eine Hauptursache ist der Chipmangel, sprich das Fehlen elektronischer Bauteile“, ergänzt Christian Reher, der Geschäftsführer der Innung. „Es fehlen in der Produktion aber nicht nur die Chips, sondern auch andere Zulieferteile, nichts zeigt deutlicher, wie abhängig wir inzwischen von einer weltweit funktionierenden Lieferkette sind.“ In Stuttgart brachen die Pkw-Neuzulassungen im Juli sogar um 42,2 Prozent ein. „Bei den Besitzumschreibungen ist die Lage regional leider auch kein Lichtblick“, sagt Reiner Äckerle, der Pressesprecher der Innung: Etwas über 25.000 Besitzumschreibungen in der Region sind 4.300 oder 17 Prozent weniger als vor einem Jahr. Aber: „Das richtig dicke Ende kommt aber noch, wenn das so weiter geht, denn weniger Neuwagenverkäufe heißt weniger Inzahlungnahmen von hochwertigen gebrauchten Pkw, heißt demnächst noch weniger Gebrauchtwagen. Das ist ein Teufelskreis.“
„Was jetzt passiert kann böse enden“, sagt Obermeister Torsten Treiber: „Die Autohäuser schreiben Aufträge, aber keiner weiß, wann er liefern können wird.“ „Genaue Lieferzusagen sind derzeit schwierig“, bestätigen auch Autohäuser aus der Region, „die Aussagen der Hersteller ändern sich immer wieder.“ Das Problem für die Autohäuser ist der mangelnde Geldfluss: „Wir können nur für ausgelieferte Fahrzeuge Rechnungen schreiben“, bringt’s Torsten Treiber auf den Punkt. Außerdem schlägt das Ganze auch auf den Gebrauchtwagenmarkt durch: „Die Leasingrückläufer fehlen, weil die Leasingverträge verlängert werden müssen, wenn es keine Autos für die neuen Verträge gibt.“
In Zahlen gefasst sieht die Lage so aus: In der Region lag die Zahl der Neu-Zulassungen im Juli bei 11.091. Darin sind 1.339 Elektro-Pkw, 2.106 Plugin-Hybride und 1.702 Vollhybride enthalten. Pkw mit Dieselmotoren wurden regional 2.138 neuzugelassen. Benziner und andere Antriebsarten waren es 2.806. Bei den 20.963 Besitzumschreibungen hatten 5.947 einen Dieselmotor und über 15.000 einen anderen Antrieb.
Stuttgart hat es im Juli besonders schlimm erwischt: Hier beträgt die Zahl der neuzugelassenen Pkw im Juli 3.209. Davon sind 316 Elektro-Pkw (Vormonat 429), 665 Plugin-Hybride (Vormonat 583), 452 Vollhybride (Vormonat 401), 646 Diesel und 1.130 Autos haben Benzinmotoren oder nutzen andere Treibstoffarten, wie Flüssiggas- und Erdgasmotoren. Dazu kommen noch 3.533 gebrauchte Pkw: Dieselmotoren haben davon 1.193 unter der Haube, bleiben 2.340 anderweitig angetriebene Pkw. Vor einem Jahr hatte die Zahl der Pkw-Neuzulassungen mit 5.555 um 2.346 Pkw oder 42,2 Prozent höher gelegen. Bei den Besitzumschreibungen waren es mit 4.383 Pkw 850 oder 19,4 Prozent mehr. „Das wird jetzt langsam ungemütlich,“ kommentiert Roger Schäufele, der Kreisvorsitzende der Innung eher zurückhaltend: „Die Liefersituation ist ein echter Nackenschlag für die Umsätze der Autohäuser und damit auch deren Bilanzen.“
Obermeister Torsten Treiber warnt deswegen angesichts steigender Inzidenzzahlen auch schon „vor einer weihnachtlichen Corona-Panik, die in der Schließung des Autohandels und der Zulassungsstelle Mitte Dezember gipfelte“. Die Zwischenbilanz zeige, „dass der Handel jedes Auto braucht, das er zulassen kann“, verweist auch Innungsgeschäftsführer Christian Reher auf die aktuellen Zahlen und darauf, „dass die Zulassungsstelle Stuttgart immer noch Probleme hat, alle Zulassungen zeitnah zu erledigen, obwohl das Aufkommen 2021 deutlich niedriger liegt als noch 2019“. So gab es in Stuttgart bis zum 31.Juli nach den Meldungen aus der Zulassungsstelle insgesamt 23.813 Pkw-Neuzulassungen (2020: 24.387 / 2019: 37.503). Dazu kommen bisher 20.677 Besitzumschreibungen (2020: 21.377 / 2019: 25.794).
„Für unsere Betriebe brachte der Juli eine unerwartet kalte Dusche“, kommentiert Obermeister Torsten Treiber: „Jetzt hängt alles davon ab, ob die Hersteller ihre Lieferketten in den Griff bekommen. Immerhin sind viele Autos zumindest mal bestellt. Weit in der Mehrheit sind das übrigens immer noch Verbrenner. Die Politik wird also nicht umhin kommen bis zum 26. September Lösungen für die zu präsentieren, die Treibstoff gewählt haben. Als Innung setzen wir darauf, dass E-Fuels kommen werden.“