Kraftfahrzeuginnung: E-Autos werden überwiegend als Ersatz für Benziner oder Diesel gekauft
Im Kreis Göppingen anteilmäßig höhere Nachfrage nach E-Autos als in Stuttgart
„Jedes verkaufte Elektroauto ersetzt einen Diesel- oder Benzinerverkauf, aber es entwickelt sich durch den Umweltbonus keine zusätzliche Nachfrage nach neuen Autos. Deswegen haben wir im Oktober bei den Neuzulassungen ein Minus.“ So fasst Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart die Entwicklung auf dem regionalen Automarkt zusammen. Insgesamt wurden im Oktober in der Region Stuttgart 15.519 neue Pkw zugelassen. Das sind nicht ganz 1.000 weniger oder ein Minus von 5,9 Prozent verglichen zum Vorjahr. Im Bundesdurchschnitt gab es im Vergleich nur ein Minus von 3,4 Prozent. Von den neuzugelassenen Pkw sind 1.359 oder 8,8 Prozent E-Autos. Damit liegt die Region leicht über dem Bundesdurchschnitt, den das Kraftfahrt-Bundesamt mit 8,4 Prozent angibt: „Stuttgart war im Oktober allerdings kein E-Auto-Hotspot“, sagt der Geschäftsführer der Kraftfahrzeuginnung, Christian Reher: „Hier sind es nur 7,5 Prozent E-Auto-Anteil an den Neuzulassungen.“ Spitzenreiter ist der Kreis Göppingen mit 11,3 Prozent. Bei den Gebrauchtwagen sehen die Zahlen mit 21.935 Besitzumschreibungen regional besser aus: Hier gibt es ein leichtes Plus von 2,7 Prozent: „In Stuttgart haben wir sogar ein Plus von zehn Prozent“, sagt der Kreisvorsitzende Roger Schäufele: „Wenigstens ein Lichtblick in einem verkorksten Autojahr, an dem auch die E-Auto-Förderung nichts ändert.“ Unter dem Strich fehlen derzeit rund 456 Millionen Euro Umsatz durch Pkw-Verkäufe.
„Jedes vierte neue Auto ist nach den Daten der Zulassungsstellen regional mit 25,2 Prozent ein Hybrid. Etwas über jedes Elfte ein E-Auto. Das heißt im Umkehrschluss rund zwei Drittel aller neuzugelassenen Autos sind Verbrenner“, fasst Obermeister Torsten Treiber den aktuellen Stand zusammen. „Das heißt auch, diese Autos werden in zehn oder 20 Jahren noch unterwegs sein und brauchen Treibstoff, denn in der Haltbarkeit sind diese Autos unschlagbar. Deswegen plädieren wir als Innung für die schnellstmögliche Bereitstellung synthetischer Treibstoffe, sprich E-Fuels.“
Selbst Diesel wird es noch geben: In den insgesamt 4.561 Neuzulassungen, die die Zulassungsstelle für Oktober meldet, stecken bei 1.359 Dieselmotoren im Motorraum. 1.264 Pkw sind Hybride. 1.595 Benziner und 343 E-Autos mit Akku. Oder anders gerechnet: „7,5 Prozent der Autos brauchen eine Steckdose, der Rest eine Tankstelle, denn auch Hybrid-Pkw brauchen Treibstoff“, sagt Roger Schäufele.
Unter dem Strich sind laut Zulassungsstelle die Neuzulassungen im Oktober um 466 Pkw oder 9,3 Prozent gesunken. „Das ist eine ganz schlechte Nachricht“, sagt Obermeister Torsten Treiber: „Damit fehlen unseren Betrieben auf das ganze Jahr gerechnet im Vergleich zum Vorjahr fast 14.500 Einheiten oder 433 Millionen Umsatz. Das wird brutal auf die Bilanzen durchschlagen, da wollen wir uns nichts vormachen. Mit E-Autos fangen wir das nicht auf.“
Mit Gebrauchtwagen nach Einschätzung von Christian Reher auch nicht, obwohl die Besitzumschreibungen regional mit 577 Pkw oder 2,7 Prozent im Plus liegen. In Stuttgart wurde mit 3.755 Halterwechseln sogar ein Gesamtplus von 341 oder zehn Prozent registriert. Weil Diesel darin mit einem Minus von 205 oder 10,4 Prozent enthalten sind, stieg die Nachfrage nach Benzinern oder anderen Antriebsarten um 546 oder rekordverdächtige 37,9 Prozent. „Hört sich gut an, hilft aber wenig“ sagt Christian Reher: „In der Gesamtjahresbilanz haben wir immer noch ein Minus von über 3.000 Gebrauchtwagen. Das lässt sich in der verbleibenden Zeit entgegen früherer Hoffnungen wohl nicht mehr aufholen.“
„Bleibt es bei diesem Minus, fehlen dem Autohandel weitere 23 Millionen beim Jahresumsatz“, ergänzt Torsten Treiber. Allerdings lässt sich nicht vorhersagen, wie es in den kommenden Wochen weitergeht. „Denn als Sahnehäubchen auf das verkorkste Jahr bekommen wir im Dezember noch das Problem der auslaufenden Mehrwertsteuersenkung. 2019 hatten wir im Dezember in Stuttgart rund 4.300 Neuzulassungen und im Januar fast 4.000. Damals hat es keinen groß gestört, wenn das Auto nach dem Jahreswechsel kam. In diesem Jahr können wir mit mindestens ein paar hundert Kunden rechnen, die auf rechtzeitige Zulassung pochen, denn da geht’s immer um ein paar hundert aber auch schon mal um 1.000 Euro und mehr.“