Bestand an E-Autos wächst weiter, aber E-Neuzulassungen liegen zahlenmäßig höher
Kraftfahrzeuginnung: Lockdown schürt Existenzangst
12.158 Pkw wurden im April in der Region Stuttgart neu zugelassen, meldet die Zulassungsstelle. Viel oder wenig? „Viel, wenn der Lockdown-April 2020 als Vergleich genommen wird“, sagt Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart: „Da waren es nur 5.605 Neuzulassungen.“ „Wenig, wenn der coronafreie April 2019 der Vergleich ist“, sagt Innungsgeschäftsführer Christian Reher: „Da waren es 18.109 neu zugelassene Pkw. Unsere Autohändler haben also im Vergleich zu normalen Zeiten durch die Coronamaßnahmen rund ein Drittel ihres Umsatzes verloren.“ Wobei nicht nur Corona, „sondern auch die Coronapolitik den normalen Zeiten ein Ende machte“, sagt Reiner Äckerle, der Pressesprecher der Innung: „Fast 3.500 Neuzulassungen in der Region Stuttgart sind staatlich geförderte E-Autos und Plugin-Hybride. Das wirbelt den Markt ganz schön durcheinander.“ Bei den E-Autos gibt es inzwischen schon Ersatzbeschaffungen: Die Bestandszahlen wachsen nicht parallel zu den Neuzulassungen.
„Wir haben argumentiert, gebeten und gefleht diesen Unsinn zu lassen“, sagt Torsten Treiber und meint damit den Lockdown für die Autohäuser seit 16. Dezember, denen die meiste Zeit nur noch Onlinehandel und Telefon als Vertriebsweg blieben. Jetzt hofft er, wie die ganze Branche auf warmes Wetter und schmelzende Inzidenzwerte. Nicht, dass er denen mit Blick auf die Ansteckungsgefahr in Autohäusern irgendeine Bedeutung zumisst: „Die Inzidenz erreichte Rekordwerte während die Verkaufsräume der Autohäuser geschlossen waren. An denen wird es also nicht gelegen haben.“
Bei den Inhabern der rund 700 von der Innung betreuten Betrieben in der Region, mit rund 12.000 Beschäftigten und über 2.000 Auszubildenden „herrscht nach wie vor Existenzangst“, sagt der Obermeister: „Vor allem bei den großen Betrieben stellen die Umsätze und Gewinne aus dem Handel mit Neu- und Gebrauchtwagen einen wesentlichen Anteil an der Kostendeckung dar.“ Und Angst um ihre Firma hätten auch die Beschäftigten: „Die sehen ja recht genau, wie der Laden läuft.“
Das Werkstattgeschäft schwächelt bei manchen Betrieben, weil viele Autos weniger gefahren werden. Beim Handel fallen regionsweit rund 12.000 Pkw-Neuzulassungen und nicht ganz 18.000 Gebrauchtwagen-Besitzumschreibungen „in dieser Situation eher unter die Überschrift ‚Tropfen auf den heißen Stein‘“, sagt Reiner Äckerle: „Ein Großteil sind immer noch Auslieferungen von Fahrzeugen, die vor dem Dezember-Lockdown 2020 bestellt worden sind.“
Dazu gehören vor allem auch Elektrofahrzeuge und Plugin-Hybride. Die Zulassungsstellen in der Region können die Neuwagen vom April nach Antriebsarten aufschlüsseln: 1.537 Elektroautos und 1.912 Plugin-Hybride (mit staatlicher Förderung), 1.727 Vollhybride, 2.785 Diesel und 4.197 Benziner (und andere Treibstoffarten). Bei den Gebrauchten sind es 4.981 Diesel und 12.950 Benziner und andere Treibstoffarten. Der Bestand der E-Autos ist in der Region Stuttgart gegenüber März um 1.162 auf 21.971 angewachsen. Die Plugins wuchsen um 1.578 auf 25.739. „Da die Neuzulassungen in beiden Bereichen höher liegen als der Bestandszuwachs sehen wir, dass hier bereits die ersten E-Autos ausgemustert werden“, erklärt Christian Reher den Zusammenhang. Was aber nichts über das Schicksal der Gebrauchtmodelle sagt: „Sie verschwinden aus der Zulassungsstatistik, wohin, ist schwer zu sagen. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass der Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos im Moment kein Zuckerschlecken ist, weil Gebrauchtfahrzeuge preislich schwer gegen neue E-Auto-Modelle mit Prämie ankommen“, sagt Torsten Treiber.