31.01.2022 | Der Diesel lebt, aber er wird langsam weniger
Kraftfahrzeuginnung: Fahrverbote haben Vermögen vernichtet
„Die Diesel-Pkw werden immer moderner aber auch langsam weniger“, so fasst Obermeister Torsten Treiber zusammen, wie sich die Nachfrage bei dieser Antriebsart entwickelt hat. Genau drei Jahre es am Jahreswechsel her, dass in Stuttgart Dieselfahrverbote ausgerufen wurden. Was hat’s gebracht? „Vor allem wurden Millionenwerte bei den privaten Dieselbesitzern vernichtet“, sagt Torsten Treiber, der Obermeister der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart. Schon die Debatte um die Fahrverbote 2019, trieb die Dieselzahlen und -werte nach unten. 2018 sanken die Dieselzahlen in der Region bis zum Inkrafttreten der Fahrverbote um fast 18.000 Pkw auf etwas über 505.000. Aktuell sind regionsweit noch 427.000 Diesel-Pkw im Bestand. „Die größte Dieselvernichtungsaktion aller Zeiten hat für 75.000 Diesel weniger im Bestand gesorgt, aber der Diesel lebt immer noch“, bringt es Innungsgeschäftsführer Christian Reher auf den Punkt. Aber Pkw gibt es heute in der Region deutlich mehr als zu Beginn der Fahrverbote: „Der Bestand hat um rund 35.000 Pkw auf 1,67 Millionen zugenommen“, sagt Obermeister Torsten Treiber: „Gefahren wird weiter, dann eben mit anderen Antriebsarten“, bringt er’s auf den Punkt. Aber die Luft ist sauberer geworden? „Aktuell 36 Mikrogramm Stickstoffdioxid am Neckartor sind weniger als 53 Mikrogramm Stickstoffdioxid, die als Jahresmittelwert im ersten Jahr des Fahrverbotes 2019 herauskamen. 2018 waren es noch 71 Mikrogramm Stickstoffdioxid gewesen.“ Christian Reher: „Positiv formuliert lässt sich sagen, dass die Rechnung des Verkehrsministers aufgegangen ist, dass die Furcht vor Fahrverboten die Menschen dazu getrieben hat, alte Diesel abzustoßen. Wir dürften heute in Stuttgart einer der modernsten Dieselflotten in Deutschland haben.“ Deswegen, ergänzt Torsten Treiber, „ist es jetzt auch Zeit damit aufzuhören, die Dieselfahrer immer wieder zu Prügelknaben zu machen. Wenn jetzt durch Maßnahmen wie die CO2-Besteuerung die Treibstoffpreise steigen, dann ist es natürlich Aufgabe der Politik, für einen angemessenen Ausgleich zu sorgen.“
„Unterm Strich ist es das Zusammenspiel der Modernisierungswelle bei den Pkw samt der technischen Maßnahmen wie den Filtersäulen vor Ort“, schätzt Reiner Äckerle, der Pressesprecher der Kraftfahrzeuginnung und verweist auf eine Stuttgarter Besonderheit: „Nirgendwo in der Region wurden seit 2018 so viele Diesel-Pkw neuzugelassen wie in Stuttgart.“ Insgesamt waren es mit über 66.000 fast genau so viele wie die 69.000 Diesel-Pkw, die Stand heute in der Stadt gemeldet sind. „Dass kein Diesel älter als fünf Jahre ist, lässt sich daraus aber nicht schließen“, sagt Obermeister Torsten Treiber: „Im privaten Bereich gibt es nach wie vor rund 9.000 Pkw der Schadstoffklassen Euro 4 abwärts, wie das Kraftfahrt-Bundesamt meldet. Darunter werden sich sicher etliche Oldtimer befinden.“