3.398 Pkw-Neuzulassungen sind zu wenig, aber jetzt gibt es Hoffnung durch „Click & Meet“
Kraftfahrzeuginnung: Auftragsbestände gehen zu Ende
„Die Februarzahlen bei den Neuwagenverkäufen sind eine Katastrophe, aber in der Region gibt es einen Hoffnungsschimmer“, sagt Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart. Dabei setzt er darauf, dass Menschen (und Firmen) ab sofort wieder in die Autohäuser gehen und sich neue und gebrauchte Autos kaufen. Denn die Kreise Böblingen, Rems-Murr und Göppingen gehören zu denen, in denen der Handel laut der dortigen Landratsämter unbeschränkt öffnen darf. Für Stuttgart setzt der freie Zugang ins Autohaus eine Terminvereinbarung, neudeutsch Click & Meet, voraus. „Dass die Leute ins Autohaus dürfen, ist, was unsere Betriebe angeht, auch dringend nötig“, sagt Christian Reher, der Geschäftsführer der Innung, „die Auftragsbestände, die bisher das Geschäft noch ein bisschen am Laufen gehalten haben, sind weitgehend abgearbeitet: 3.398 Pkw-Neuzulassungen sind ein Minus von 12,6 Prozent (Region: 19,7 Prozent / Bund: 19 Prozent). Mit 2.611 Besitzerwechseln bei Gebrauchtwagen liegt der Rückgang bei 14,8 Prozent (Region 25,1 Prozent / Bund: 23,9 Prozent). Roger Schäufele, der Kreisvorsitzende der Kfz-Innung, kann das Problem der Autohändler auch in Zahlen fassen. „Vor einem Jahr um diese Zeit, hatten wir noch keinen Lockdown, über 1.400 Neuzulassungen mehr und damit rund 43 Millionen Euro mehr Umsatz in den Kassen.“ Und die Verluste beim Gebrauchtwagenumsatz liegen ebenfalls in zweistelliger Millionenhöhe.
„Der Rems-Murr-Kreis, der Kreis Böblingen und der Kreis Göppingen lagen am Freitag, als diese Entscheidung fiel, bei der Inzidenz unter magischen Zahl 50“, freut sich Torsten Treiber für die Kollegen. Die Inzidenz benennt die Zahl der Neu-Ansteckungen innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern in einem Landkreis. Aber beim Obermeister klingt durch, dass er zwar für die Betriebe in diesen Kreisen glücklich ist, dass die jetzt wieder öffnen dürfen, dass er aber auch seine Zweifel an der Stichhaltigkeit der Inzidenz hat, die in Stuttgart nicht für eine komplette Öffnung reicht: „Wenn es in einem Alten- oder Flüchtlingsheim zu einem Massenausbruch käme, würden die Autohäuser wieder geschlossen, obwohl keiner der Betroffenen je in einem Autohaus war.“ Und Christian Reher ergänzt mit dem Verweis: „Wir hatten jetzt seit dem 16. Dezember Autohaus-Lockdown und die Inzidenzen schwanken in der ganzen Region Stuttgart und im Land, da liegen die Ansteckungsquellen wohl woanders.“
Lockdown für die Autohäuser heißt dabei, dass diese massive Umsatzverluste hatten, aber durch noch offene Auslieferungen aus früheren Verträgen noch Geschäfte machen konnten. „Onlineumsätze spielten bei uns eine verschwindend geringe Rolle“, sagt Roger Schäufele, „die würden unsere Betriebe nicht retten, wenn sie nicht öffnen dürften.“ Das gilt auch für „Meet & Collect“ sprich den Besuch im Autohaus mit Terminvereinbarung: „Das ist jetzt besser als nichts, aber offen ohne Vorlauf ist am besten. Bei uns drängelt sich die Kundschaft selten und gegen das Ansteckungsrisiko helfen unsere Hygienekonzepte.“
In Zahlen lief der Februar so: 3.398 Pkw-Neuzulassungen, die die Zulassungsstelle meldet, sind 491 oder 12,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Wobei das wegen des Schaltjahrs der Monat einen Tag länger war. 339 der neuen Pkw sind E-Autos (10 Prozent), 531 Plugin-Hybride (15,6 Prozent): „Rund jedes vierte Auto wurde damit über den Umweltbonus in den Markt gedrückt“, sagt Roger Schäufele. Dazu kamen noch 402 Vollhybride (die keine Förderung erhalten). 982 neue Pkw hatten einen Dieselmotor, 550 einen Benzin- oder vereinzelt auch einen Gasmotor.
Besitzumschreibungen meldet die Zulassungsstelle 2.611. Der Gesamtrückgang liegt im Februar bei 454 Gebrauchtwagen oder 14,8 Prozent. 982 Gebrauchte waren Diesel. Aufs Jahr gesehen sanken die Halterwechsel damit um über 1.700 Pkw (29,9 Prozent). „Da stecken für unsere Betriebe Millionenverluste bei den Umsätzen drin: Das geht schon gegen 13 Millionen Euro und mehr“, sagt Torsten Treiber.
Jetzt seien die Autohäuser dringend darauf angewiesen. neue Aufträge zu schreiben, weil die Auftragsbestände abgearbeitet seien. Das betreffe auch die Autoindustrie, weil die sonst ihre Produktion nicht absetzen könne: „Deren Vorstellung den Autohandel durch Onlinevertriebswege zu ersetzen, ist ja im Test in der Pandemie recht krachend gescheitert. Da sprechen die Zulassungszahlen eine klare Sprache“, sagt Christian Reher. Warum? „Weil auch Online gekaufte Autos zugelassen werden müssen“, sagt Torsten Treiber, „und die Zahlen zeigen, den riesigen Boom bei Amazon, den andere Handelssparten verkraften müssen, haben wir zumindest im Moment noch nicht zu fürchten. Die Menschen wollen Autos fühlen, riechen ausprobieren, bevor sie sich eins kaufen – das ist ja kein Kühlschrank, das ist sowas wie ein Freund oder Gefährte.“