26.04.2022 | Die Ladeinfrastruktur im Land ist der Flaschenhals für Elektromobilität
Der Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg e.V. hat in einer Pressmitteilung einen kritischen Blick auf die Ladeinfrastruktur für Elektromobilität hingewiesen:
Knapp sechs Prozent sind erreicht, 94 Prozent sind noch zu erledigen. Die Sorge von E-Auto-Fahrern, unterwegs auf Lücken in der Ladeinfrastruktur zu stoßen, ist durchaus begründet. Bei einem Bestand von 105.964 reinen Elektrofahrzeugen (BEV) und 8.976 öffentlichen Ladepunkten in Baden-Württemberg müssen sich heute 11,8 Stromer einen Ladepunkt teilen. „Statistisch betrachtet müsste der Südwesten rund 160.000 Ladepunkte erreichen, wenn bundesweit das politisch ausgegebene Ziel von einer Million Ladepunkte bis zum Jahr 2030 realisiert werden soll“, sagte der Präsident des Baden-Württembergischen Kraftfahrzeuggewerbes Michael Ziegler. „Das geringere Tempo beim Ausbau der Ladeinfrastruktur droht zum Flaschenhals für den Hochlauf der Elektromobilität zu werden.“
Neben den rein batteriebetriebenen Fahrzeugen (BEV) gebe es zum Stichtag 1. Januar 2022 99.118 Plug-in-Hybride (PHEV) im Südwesten. Rechne man diese sowie 3.485 Lastwagen und 3.146 Krafträder hinzu, habe man in Baden-Württemberg einen E-Bestand von 211.713 Fahrzeugen. So gesehen müssten sich statistisch sogar 23,6 Fahrzeuge einen öffentlichen Ladepunkt teilen, sagte Ziegler.
Wie es im Land um die Elektromobilität und die Ladeinfrastruktur bestellt sei, ergebe sich aus Daten des Kraftfahrtbundesamtes und der Bundesnetzagentur. Diese amtlichen Zahlen gäben indes nicht das ganze Bild wieder, denn die Behörden meldeten ausschließlich öffentlich zugängliche Ladepunkte. Ziegler: „Die Zahl der Fahrzeuge pro Ladepunkt ist deutlich kleiner, wenn man alle Lademöglichkeiten, zum Beispiel auch in Autohäusern und Parkhäusern, mitberücksichtigt, was die Statistik der Bundesnetzagentur nicht macht. Der Wunsch ‚laden wie tanken‘ ist dennoch vorerst noch in weiter Ferne.“
Zudem sei die Bandbreite im Land groß. Spitzenreiter im Südwesten sei der Stadtkreis Heilbronn. Dort kämen 3,1 BEV beziehungsweise 7,6 PHEV auf einen Ladepunkt bei 250 Ladepunkten. Der Stadtkreis Heidelberg folge mit 5,2 BEV und 10,5 PHEV pro Ladepunkt bei 172 Ladepunkten vor dem Landkreis Main-Tauber mit 6,8 BEV und 13,2 PHEV pro Ladepunkt bei 132 Ladepunkten. Die größte Anzahl von Ladepunkten gebe es im Stadtkreis Stuttgart mit 769 Lademöglichkeiten, dies allerdings bei einem Bestand von 8.397 BEV und 11.991 PHEV, was zu 10,9 BEV und 15,6 PHEV pro Ladepunkt führe. Ziegler sagte abschließend, der Bestand an E-Fahrzeugen wachse schneller als die Anzahl der Ladepunkte. Dies werde erkennbar zu Problemen führen, wenn beim Ausbau der Ladeinfrastruktur nicht erheblich Gas gegeben werde. „Wenn die Politik E-Mobilität will, muss sie auch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sie umgesetzt werden kann. Dazu gehören auch passende Rahmenbedingungen für einen erheblich beschleunigten Ladeinfrastrukturausbau, denn daran hapert es nach wie vor.“
Die Pressemitteilung finden Sie als pdf zum Download hier.